Gleiritscher Adventskalender
Türchen 21: Thomastag - 21. Dezember

Was sind Rauhnächte?

Die Rauhnächte sind Nächte um den Jahreswechsel, denen im Brauchtum eine besondere Bedeutung zugemessen wird. Die Zählweise ist von Region zu Region unterschiedlich. Oftmals handelt es sich um die Tage zwischen dem Thomastag (21. Dezember) und Neujahr. Der Thomastag ist der Gedenktag des Apostels Thomas, der einer der zwölf Jünger Jesu war.

Da der Zeitraum zwischen den Jahren wegen der christlichen Feste eine sehr unterschiedliche Anzahl von Brückentagen aufweist, liegen die Rauhnächte fest zwischen dem 21. Dezember, der Wintersonnenwende, also der längsten Nacht bzw. dem kürzesten Tag des Jahres, und dem 6. Januar. Für den Zeitraum zwischen Weihnachten (25. Dezember) und Erscheinung des Herrn (6. Januar) ist auch der Begriff "Zwölf Weihnachtstage" in Verwendung. Auch die Bezeichnung "Zwischen den Feiertagen" findet in unserem Sprachgebrauch Verwendung.

Als die vier wichtigsten Rauhnächte gelten:
20./21. Dezember: Thomasnacht, die Nacht auf den Thomastag, der kürzeste Tag des Jahres
24./25. Dezember: Heiliger Abend
31. Dezember/1. Januar: Silvester
5./6. Januar: Heilige drei Könige

Festlegung der Rauhnächte
Das Brauchtum der Rauhnächte hat seinen Ursprung in der Zeitrechnung nach dem Mondjahr. Das Mondjahr mit zwölf Mondmonaten, die immer im gleichen Zeitraum ablaufen, umfasst insgesamt 354 Tage. Auf das Sonnenjahr mit 365 Tagen, auf dem unser Kalender basiert, fehlen also elf Tage bez. 12 Nächte. Diese "toten Tage außerhalb der Zeit" werden in die Monatsrechnung als Rauhnächte eingeschoben, damit der Jahreslauf nach der Sonne wieder stimmt.

Im volkstümlichen Brauchtum wird daher oftmals angenommen, dass in dieser Zeit die Naturgesetze außer Kraft gesetzt sind und andere Kräfte ihre Macht entfalte können. In den letzten Jahren treten bei uns immer öfter Perchten in Erscheinung. Das alpenländische Brauchtum findet so weiter Verbreitung. Rauhnachtpartys werden immer beliebter. Ob der wirkliche Sinn der Rauhnächte dabei bekannt ist, wird bezweifelt. Regelmäßig waren in den letzten Jahren die Perchten auf dem Weihnachtsmarkt in Guteneck zu sehen. Diese Gesellen treten in den Rauhnächten zwischen Weihnachten und Neujahr auf, um bestimmte Dinge für diese Tage zu überwachen. Während die "Schiachperchten" oft in großer Zahl in der Nacht erscheinen, nutzen die "Schönperchten" das Tageslicht.



Tännesberg - Stühlerl aus neunerlei Holz
Wer sich in der Christnacht zur Mettenzeit auf ein Stühlerl aus neunerlei Holz kniet, hört das Vieh im Stall reden. So erfuhr ein Bauer aus Tännesberg, dass ihn seine beiden Ochsen im nächsten Jahr zum Gottesacker ziehen würden. Er verkaufte die Tiere tief erschrocken alsbald auf einem weit entfernten Viehmarkt. Doch sein Nachbar handelte sie ein und fuhr ihn wirklich binnen Jahresfrist damit zum Friedhof.

Hexen in Tännesberg
Man sieht zur Mettenzeit in Tännesberg aber auch die Hexen, wenn man mit einer heiligen Dreikönigskreide auf einer Wegkreuzung einen Kreis zieht und sich hinstellt.

Sage vom Schweighof bei Oberviechtach
Auf dem Schweighof bei Oberviechtach wurden einem Bauern jedes Jahr vom Fuchs die meisten Enten, Hühner und Gänse gestohlen. Um dagegen etwas zu unternehmen, fragte er einen alten und erfahrenen Mann aus einem Nachbardorf. Dieser gab ihm den Rat, einen Eichenast zu einem Pfahl zu spitzen und dann in einer Rauhnacht im Hühnerstall mit einem hölzernen Hammer in den Boden zu schlagen. Soweit der Klang der Schläge zu hören ist, bleibt der Fuchs vom Stall weg. Diesen Rat befolgte der Bauer und von diesem Tag an ließ sich der Räuber nicht mehr blicken.

Truden in den Rauhnächten
Der Sage nach ist die "Trud" ein Zauberwesen, das durch die Luft schwebt. Es handelt sich um weibliche Wesen, die nicht richtig getauft wurden. Die "Trud" kommt sogar durch ein Schlüsselloch. Sie drückt Menschen zu Tode. Zur Abwehr der "Truden" wurde der Trudenfuß aufgehängt (an Hauswänden, Türen, Betten usw.). Dieses Abwehr- oder Zauberzeichen hatte die Form eines fünfzackigen Sternes. Wenn die Rauhnächte vor der Tür standen, wurde das gesamte Werkzeug weggeräumt und in die Scheune gebracht. Werkzeug, das draußen bleibt, wurde von den Truden mitgenommen oder zerstört. Passierte das, hatte man im nächsten Jahr wenig Glück mit dem Vieh. In dieser Zeit wurde dem Vieh geweihtes Salz in das Futter gemischt, weil in den Rauhnächten die Gefahr für die Tiere besonders groß war.

Überlieferung aus Niedermurach
Einige Männer gingen kurz vor Mitternacht in der Rauhnacht auf eine Wegkreuzung. Mit geweihter Kreide machten sie ein Kreuz auf den Weg und stellten sich darauf. Einer der Männer sprach eine geheimnisvolle Formel. Anschließend nahmen sie sich an den Armen, hielten sich gegenseitig fest und warteten auf Mitternacht. Als die Niedermuracher Turmuhr zwölf schlug, ritten als erstes Truden und Hexen auf Besen vorbei. Alle blickten die Männer mit grimmigen Gesichtern an. Nachdem Mäuse einen beladenen Heuwagen vorbeigezogen hatten, kamen "feurige Männer", die von Teufeln mit Heugabeln angetrieben wurden. Der Oberteufel bot den Männern einen Sack mit Gold an. Diese hielten sich weiter aneinander fest, denn sie wussten, was passieren würde, wenn sie den geschlossenen Kreis öffnen würden. Der Teufel wäre über alle gekommen. Schlag ein Uhr war der Spuk vorbei. Die Männer haben die Beschwörung nie wieder gemacht.

Perchten beim Gleiritscher Faschingszug