1925 - Lichtfeier in Gleiritsch
In der Vorweihnachtszeit schmücken wieder viele Lichterketten die Häuser und Vorgärten in der Gemeinde Gleiritsch. Dabei sind est knapp 100 Jahre, als die elektrische Energie in der Gemeinde Einzug hielt. Am 7. Februar 1925 fand in Gleiritsch eine Lichtfeier statt. Der Weg bis dahin war ziemlich steinig und mühsam. Viele private Energielieferanten wollten auf den Zug aufspringen und ihr Glück in der Stromerzeugung suchen. Ganz am Anfang stand die Wasserkraft als Energielieferant an erster Stelle, später folgte die Kohle um Wackersdorf. Ein Blick in die Entwicklung der Elektrizität in unserer Region lohnt sich.Sensation in Amberg - eine erste Lampe brennt im Schaufenster
War das 19. Jahrhundert das Zeitalter der Dampfkraft, so begann um die Jahrhundertwende der Siegeszug einer neuen Energieform, die der elektrischen Energie. Was für uns heute eine Selbstverständlichkeit ist, steckte vor einhundert Jahren noch in den Kinderschuhen.Am 16. Dezember 1892 kam die Sensationsmeldung der "Amberger Volkszeitung": "Herr Ludwig Feil hat in seinem Schaufenster eine elektrische Glühlichtlampe aufgestellt. Als erste derartige Einrichtung in hiesiger Stadt zieht sie die Aufmerksamkeit der Passanten an sich." Langsam begann in den Städten der Oberpfalz ein voneinander unabhängiger Aufbau einer Stromversorgung. Von Privatpersonen finanzierte Elektrizitätswerke übernahmen diese Aufgabe, bei der öffentlichen Hand herrschte noch Skepsis.
Elektrischer Strom ist heute selbstverständlich
1890 versorgte die Leihstadtmühle Dostler, an der Waldnaab gelegen, in Weiden einen Gewerbebetrieb und einige Anwesen mit Strom. Im Jahre 1898 belieferte die Wärmekraftanlage des Spenglermeisters Reicholt Teile der Stadt Kemnath mit Energie, die überwiegend für Beleuchtung genutzt wurde. Von 1902 bis 1904 entstanden in Windischeschenbach, Pressath, Floß, Vohenstrauß, Wernberg, Rothenstadt und weiteren Orten regionale Elektrizitätswerke, die im Laufe der Zeit ihre Versorgung auf umliegende Ortschaften ausdehnten.
Pleysteiner Pfarrer hält "elektrisierende Predigt"
Die Pleysteiner debattierten mehrere Jahre, bis das Elektrizitätswerk am Ort Strom produzieren konnte. Die Bedenken in der Rosenquarzfelsenstadt waren so groß, dass der Prior in der Kreuzbergkirche in einer Sonntagspredigt verkündete: "Wenn ich dem lieben Gott einen Brief schreiben könnte, so würde ich ihn bitten, dass er seine Sonne nicht mehr über Pleystein scheinen lässt, weil die Pleysteiner kein elektrisches Licht wollen".Bereits 1895 hatte Kommerzienrat Carl Wolf aus Zwickau in Rosenhof, das zwischen Gaisthal (Stadt Oberviechtach) und Schönsee an der Ascha liegt, ein Holzverarbeitungswerk erbauen lassen, um Papier und Pappe zu produzieren. 1902 beantragte er die Errichtung einer elektrischen Beleuchtungsanlage für den Betrieb. Der Oberviechtacher Bezirksamtmann entschied, dass "unter den obwaltenden Umständen ein besonderes Genehmigungsverfahren nicht erforderlich ist".
Die Region Oberviechtach soll elektrifizert werden
Als 1910 die "Sachsenwerk-Licht und Kraft-Aktiengesellschaft" beim Bezirksamt Oberviechtach anfragte, in Oberkonhof an der Murach ein Wasserkraftwerk errichten zu dürfen, wurde an allen Stammtischen in den Bezirksämtern Oberviechtach, Nabburg und Neunburg eifrig diskutiert, denn diese Bereiche sollte angeschlossen werden. Als Betriebssitz hatte das Sachsenwerk Altendorf auserkoren. Wie der Pertolzhofner Bürgermeister dem Bezirksamt Oberviechtach mitteilte, war das Projekt aber schon vor Baubeginn gescheitert, da der Grundstücksbesitzer seinen Grund nicht "für das neumodische Teufelszeug" zur Verfügung stellen wollte.Im Zeitraum von 1908 bis 1923 entwickelten sich in der Oberpfalz größere Stromverbünde, hauptsächlich an der Naab. Die Bayerische Überlandzentrale, die 1908 in Haidhof bei Schwandorf gegründet wurde, versorgte ein Gebiet südlich von Regensburg bis Nabburg. Den nördlichen Bereich deckten die Naabwerke ab. Ihr Gebiet umfasste grob die heutigen Landkreise Weiden und Neustadt. Ein dritter größerer Verbund war das Kreisüberlandwerk. Weitere kleinere Versorger wie in Amberg, Pfreimd oder Schneeberg (Gemeinde Winklarn) produzierten ebenfalls Strom. Der Erste Weltkrieg dämpfte die aufkeimende Euphorie erheblich und die folgende Wirtschaftskrise tat das Ihrige dazu, so dass manches E-Werk in Schwierigkeiten kam, da es sich nicht mehr rechnete. Die Inflationsjahre 1922/23 setzten den Versorgern mächtig zu. Fehlende Fachleute waren ein weiteres Problem, da die "junge Technologie" am Anfang ihrer Entwicklung stand.
1923 übernahm die "Oberpfalz Werke AG für Elektrizitätsversorgung" (OWAG) mehr oder weniger das ganze Gebiet der Oberpfalz zur Stromversorgung. Eine Versorgung unter Führung der öffentlichen Hand war damit gesichert. Stand in den Aufbruchsjahren die Wasserkraft als Antriebs- und Erzeugungsenergie im Vordergrund, unterstützt von der Technik der Dampfmaschinen, so entwickelte sich die Kohle immer mehr zum Energieerzeuger Nummer Eins. Die Braunkohlefelder nahe Wackersdorf, aus deren Abbaugruben das heutige Oberpfälzer Seenland hervorgegangen ist, zeugen von dieser Entwicklung.
Durchbruch in der Energieversorgung auch für das Gebiet um Gleiritsch
Bereits 1921 hatte man am Fluss Pfreimd bei der Kainzmühle mit dem Bau eines Kraftwerks begonnen. Wegen der Hochinflation war dieses Projekt in der damaligen Zeit ein riskantes finanzielles Unterfangen. Am 17. September 1924 nahm man die Anlage in Betrieb. Das hatte weitreichende Folgen für den Altlandkreis Oberviechtach und dessen Umgebung. Über eine Ringleitung, die unter anderem nach Tännesberg, Teunz, Oberviechtach, Schneeberg und Rötz führte, konnten auch kleinere Querverbindungen eingerichtet werden. So fand am 7. Februar 1925 in Gleiritsch eine "Lichtfeier" statt, da der Ort erstmals mit elektrischer Energie versorgt werden konnte.Der elektrische Strom erreicht Gleiritsch
Im Kriegsjahr 1944 kam es zur Fusion zwischen OWAG und OSTROMAG. Die OBAG (Energieversorgung Ostbayern Aktiengesellschaft), die vielen Älteren noch in Erinnerung ist, war geboren. Lange Jahre war sie "der Energieversorger" in der Oberpfalz. Mit den Änderungen des Marktes, neuen Energiequellen und technischer Weiterentwicklung hat sich der Energiesektor stark verändert. Kaum auszudenken, was passieren würde, wenn wir heute mal einen einzigen Tag keinen Strom hätten – vor noch nicht einmal hundert Jahren erleuchteten Petroleumlampen die meisten Häuser.