Spiegel der Zeitgeschichte - "Das Büblein auf dem Eise"
Bei Klassentreffen ehemaliger Gleiritscher Schüler kommen immer wieder Erinnerungen an das Gedicht "Das Büblein auf dem Eise" auf. In der Nachkriegszeit lernte es praktisch jedes Gleiritscher Schulkind unter Lehrerin Helmtraut Doleschel auswendig. Helmtraut Doleschel kam 1948 nach Gleiritsch. Zuerst wohnte sie in der Lehrerwohnung in der ersten Schule von Gleiritsch an der Kirche, dann in der Lehrerwohnung beim Schulhaus in der Sandgasse. Nach ihrer Pensionierung im Jahre 1984 zog sie nach Weiden.Im Unterricht wurde das Gedicht vor der Klasse aufgesagt. In den 1970er Jahren strich man es wegen seines Inhalts aus dem Lehrplan.
"Das Büblein auf dem Eise"
Das Büblein auf dem Eise
Friedrich Güll, 1827
Hinweis: Text gemeinfrei, Urheberrecht abgelaufen
Text in alter Rechtschreibung belassen
Gefroren hat es heuer
noch gar kein festes Eis.
Das Büblein steht am Weiher
und spricht zu sich ganz leis:
"Ich will es einmal wagen,
das Eis, es muß doch tragen.
Wer weiß!"
Das Büblein stapft und hacket
mit seinem Stiefelein.
Das Eis auf einmal knacket,
und krach! schon bricht's hinein.
Das Büblein platscht und krabbelt,
als wie ein Krebs und zappelt
mit Arm und Bein.
"O helft, ich muß versinken
in lauter Eis und Schnee!
O helft, ich muß ertrinken
im tiefen, tiefen See!"
Wär' nicht ein Mann gekommen -
der sich ein Herz genommen,
o weh!
Der packt es bei dem Schopfe
und zieht es dann heraus,
vom Fuße bis zum Kopfe
wie eine Waßermaus.
Das Büblein hat getropfet,
der Vater hat's geklopfet
zu Haus.



