Gleiritscher Adventskalender
Türchen 8/01: Gleiritscher Schulgeschichte

Ausführliche Schulgeschichte von Gleiritsch

Vor rund 220 Jahren stellt die Einführung der Schulpflicht kleine Landgemeinden wie Gleiritsch vor große Probleme. Es fehlt an Geld und Räumlichkeiten. Es lohnt sich ein Blick in die Schulgeschichte von Gleiritsch. Gegen den Willen vieler Eltern wurde vor rund 220 Jahren die allgemeine Schulpflicht in Bayern eingeführt. Ein Großteil der ländlichen Bevölkerung sah die Notwendigkeit von Schulbildung nicht ein, da die Arbeitskraft der Kinder auf den kleinen landwirtschaftlichen Betrieben fehlte. Für die damaligen Gemeinden, wie beispielsweise Gleiritsch, Bernhof, Zeinried, Wildstein, Teunz und Trausnitz überliefert ist, brachte die Verordnung enorme Probleme mit sich. So stellte sich in Gleiritsch bald heraus, dass die mit behördlicher Strafandrohung unterstrichene Anordnung nicht erfüllt werden konnte – es waren weder die finanziellen noch die räumlichen Gegebenheiten vorhanden. Ferner mangelte es an der organisierten Lehrerausbildung.

Schulbesuch von der 1. bis zur 6. Klasse

Die neue Schulpflicht verlangte den Schulbesuch "vom 6. bis vollstreckten 12. Jahre" während des ganzen Jahres. Über die Anfänge eines geregelten Schullebens in Gleiritsch, den Unterricht und die Unterbringung der Schüler berichtet ein Visitationsprotokoll aus dem Jahre 1810. "Die Graf Kreithsche Patrimonial-Schule Gleiritsch wird von den Kindern des Schulorts Gleiritsch, Bernhof, Lampenricht und Steinach besucht und zählt 43 Schüler und 38 Schülerinnen". Bei den 81 Schülern handelt es sich um Besucher der Werktagsschule. Unterricht fand von Montag bis Samstag statt. Nach der Beendigung der Werktagsschule bestand bis zur Erreichung des 18. Lebensjahrs die Pflicht, die Sonn- und Feiertagsschule zu besuchen.

Feiertagsschule – Unterricht auch am Sonntag

Der Unterricht wurde nach dem Besuch des Gottesdienstes an Feiertagen und an Sonntagen erteilt. Neben den Fächern Beten und Religion verteilte der Lehrer Noten im Schreiben, Rechnen, Fleiß und Betragen. Auch einige praktische Fächer wurden unterrichtet: "...so unterlässt doch der Lehrer nicht, seine Zöglinge in den nöthigsten praktischen Kenntnissen der Landwirtschaft, Obst-, Baum- und Bienenzucht zu unterrichten", berichtet ein Schulvisitationsprotokoll über die Gleiritscher Schule. Auf dem Lande war es üblich, dass die Lehrkräfte eine Landwirtschaft betrieben, um sich zu versorgen. Der erste Unterrichtsbetrieb fand in Privathäusern statt.


Unterricht im Schichtbetrieb

Ein starkes Anwachsen der Kinderzahlen ließ die Schule in den 1960er Jahren aus allen Nähten platzen. Grundsätzlich besuchten alle Schülerinnen und Schüler vor Unterrichtsbeginn die Frühmesse in der Gleiritscher Kirche. Dann ging es zum Unterricht, der von Montag bis einschließlich Samstag stattfand. Ein Pausenverkauf wie heute war damals unbekannt. Teilweise erfolgte der Unterricht im Schichtbetrieb. Ein Teil der Schüler kam am Vormittag, der andere Teile am Nachmittag.

Winter als Herausforderung

Im Winter war die Situation an der Gleiritscher Schule besonders problematisch. Geheizt wurden die beiden großen Klassenzimmer an der Schule am heutigen Pfarrweg durch jeweils einen kleinen Holzofen. Das Brennmaterial befand sich im Schulstadl hinter der Schule in der Nähe des alten Pfarrhofs. Da auswärtige Schüler im Winter bei Nachmittagsunterricht oft einen langen und verschneiten Weg vor sich hatten, mussten sie den Unterricht früher verlassen. Einen Schneepflug oder gar Streuwagen wie heutzutage gab es nicht. Der Schulweg wurde grundsätzlich zu Fuß zurückgelegt, Schulbusse waren unbekannt, von heute so genannten "Elterntaxis" ganz zu schweigen. Während die Gleiritscher Schüler noch "eine Stunde länger bleiben durften", machten sich die Schülerinnen und Schüler aus Bernhof, Heilinghäusl, Lampenricht oder Zieglhäuser bereits um 16:00 Uhr auf den Heimweg. Der Nachhauseweg wurde im Winter oftmals mit dem Schlitten zurückgelegt. Da mancher wiederholt ein Stück des Seeberges hochging, um nochmals herunter zu fahren, konnte der Nachhauseweg manchmal auch länger dauern.


Ende der Gleiritscher Schulgeschichte im Jahre 2008

In den Jahren 1965 bis 1967 entstand in der Sandgasse ein neues Schulhaus mit vier Klassenräumen und einem Wohngebäude für Lehrkräfte. Seit dem Jahr 2008 wird das Schulgebäude in Gleiritsch nicht mehr für den Unterricht genutzt. Heute beherbergt es nach einer grundlegenden Sanierung durch die Gemeinde das "Haus der Vereine".


Schulverband Teunz und Schulverband Oberviechtach

Die Grundschüler aus Gleiritsch besuchen heute die Schule in Teunz, die Mittelschüler sind dem Schulverband Oberviechtach angeschlossen.